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Folterskandal in JVA Gablingen: Augsburger Allgemeine gewinnt Deutschen Lokaljournalistenpreis 2024

In eigener Sache

Deutscher Lokaljournalistenpreis 2024 für unsere Recherchen zum Skandalgefängnis Gablingen

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    In der JVA Augsburg-Gablingen sollen Häftlinge misshandelt worden sein. Unsere Berichterstattung über den Skandal wurde mit dem Deutschen Lokaljournalistenpreis 2024 der Konrad-Adenauer-Stiftung ausgezeichnet.
    In der JVA Augsburg-Gablingen sollen Häftlinge misshandelt worden sein. Unsere Berichterstattung über den Skandal wurde mit dem Deutschen Lokaljournalistenpreis 2024 der Konrad-Adenauer-Stiftung ausgezeichnet. Foto: Timian Hopf

    Für die Berichterstattung über den mutmaßlichen Folterskandal in der JVA Augsburg-Gablingen erhält unsere Redaktion den renommierten Deutschen Lokaljournalistenpreis 2024 der Konrad-Adenauer-Stiftung.

    Monatelang ist ein Rechercheteam unserer Redaktion seit Ende Oktober 2024 den ungeheuren Vorfällen im Gefängnis von Gablingen - großteils in investigativer Recherche - auf den Grund gegangen. Gemeinsam konnten wir einen großen Folterskandal aufdecken. Häftlinge mussten in einer der modernsten Haftanstalten Bayerns teils bis zu drei Wochen in isolierten Spezialzellen vegetieren - oft nackt, oft ohne Matratze, ohne Decken und manchmal mit zu wenig Essen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen mindestens 18 Beamte, darunter die freigestellte Gefängnis-Chefin und ihre Stellvertreterin. Politisch schlug die Affäre ebenfalls Wellen.

    „Aufdecken des Skandals und konsequentes Dranbleiben“ beeindruckten Jury

    In der Jurybegründung heißt es, der Skandal rund um die JVA Gablingen habe deutschlandweit für Aufsehen gesorgt. Als erstes Medium habe aber die vor Ort ansässige Regionalzeitung über die Zustände informiert. Das Aufdecken des Skandals und das „konsequente Dranbleiben“ hätten ebenso beeindruckt wie das Bemühen der Redaktion, das Thema auf allen Kanälen und somit für verschiedene Zielgruppen aufzubereiten.

    Neben ungezählten Berichten online, in der gedruckten Zeitung sowie im E-Paper drehte das Team eine ganz aktuelle Fortsetzung der erfolgreichen Video-Doku „Im Knast“ über die JVA Gablingen. Insgesamt urteilte die Jury: „Die Berichterstattung über den Skandal in der JVA Augsburg-Gablingen ist herausragend, vorbildlich und deshalb auszeichnungswürdig.“

    Den Deutschen Lokaljournalistenpreis 2024 der Konrad-Adenauer-Stiftung erhalten für die Augsburger Allgemeine Manuel Andre, Timian Hopf, Jan Kandzora, Max Kramer, Ina Marks, Holger Sabinsky-Wolf und Christiane Zaunitzer.

    Ex-Bundestagspräsident Lammert: Themen rütteln an Grundfesten unseres menschlichen Miteinanders

    Der Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung, der ehemalige Bundestagspräsident Prof. Norbert Lammert, erklärte zu den diesjährigen Preisträgern, es sei ein im Vergleich zu den Vorjahren thematisch sehr ernsthafter Wettbewerbsjahrgang, „der aber durchaus auch Ausdruck der ernsten Zeiten ist, in denen wir leben“. Lammert wörtlich: „Es sind keine Wohlfühlthemen, die es dieses Mal auf das Siegertreppchen geschafft haben, sondern Recherchen in Bereichen, in denen sich mitunter menschliche Abgründe auftun; zu Themen, die vom Alltag der meisten Leserinnen und Leser zunächst ganz weit weg zu sein scheinen – die aber an den Grundfesten unseres gesellschaftlichen und menschlichen Miteinanders rütteln.“ Auch solche Themen anzupacken, sei Aufgabe von verantwortungsbewussten Lokaljournalistinnen und Lokaljournalisten, und sie „gründlich und gewissenhaft aufzubereiten, auf Missstände und Fehlentwicklungen hinzuweisen, damit ihnen durch Politik und Gesellschaft entgegengewirkt werden kann“.

    Der zweite Preis geht an die Westdeutsche Allgemeine Zeitung, der dritte Preis an die Freie Presse Chemnitz.

    Auch die Main-Post (Würzburg) und der Südkurier (Konstanz), die beide wie die Augsburger Allgemeine in der Mediengruppe Pressedruck erscheinen, waren erfolgreich. Ihre Beiträge schafften es in die Endauswahl.

    Der Deutsche Lokaljournalistenpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung wird seit 1980 verliehen. Die Stiftung nennt ihn den „Oscar“ für Lokaljournalistinnen und -journalisten. Mehr als 200 Lokalredaktionen bzw. Lokalredakteurinnen und -redakteure wurden bisher ausgezeichnet.

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    3 Kommentare
    Maja Steiner

    Herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung und überhaupt zur gelungenen hartnäckigen Berichterstattung. Erstaunlich ist, dass - obwohl ja angeblich der Skandal bundesweite Aufmerksamkeit erlangt hat - es dem Ministerpräsidenten gelungen ist, diesen komplett von sich fern zu halten und nicht ein einziges Wort dazu verlautbaren zu lassen. Diesbezüglich hätte man sich etwas mehr Kritik von Ihrer Seite vorstellen können.

    Rainer Kraus

    Na, hoffentlich wird der Bericht kein Flop, nachdem die Richter die aufgestellten Behauptungen rechtlich bewertet haben.

    Erhard Achstaller

    Die Augsburger Zeitung sollte noch einen Preis bekommen für die Aufdeckung von Missbrauch in der Kirche. Ich habe damals in der Internetzeitung von der AZ von meinen Erlebnissen im Josef heim Reitenbuch berichtet , wo Schläge vom Pfarrer und Nonnen an der Tagesordnung, waren, dann später berichtete die Augsburg Zeitung von Bischof Mixa der auch Kinder geschlagen hat. Dann kam die Lawine ins Rollen, was die vielen kirchlichen Einrichtungen den Kindern angetan hatten. Siehe bei den Regensburger-Domspatzen ,oder Kloster Ettal und noch viele andere Klöster, und in den Pfarreien. Der Augsburger Zeitung ist es zu verdanken, dass der Missbrauch in der Kirche aufgedeckt wurde, und dafür sollten sie nochmals einen Preis bekommen. Ich glaube, die Augsburger Zeitung ist ein rotes Tuch geworden für die Kirche. Meinen Dank hat die Augsburger Zeitung heute schon verdient, und alle Mitarbeiter, die über den Missbrauch seitens der Kirche berichtet haben.

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