Mit seltsamen Launen großer Pioniere geht die Geschichte im Laufe der Zeit gnädig um. Thomas Alva Edison zog als Erfinder der haushaltstauglichen Glühbirne und des Stromzählers in eine politische Schlacht, damit die Elektrizitätsnetze in den USA mit dem von ihm bevorzugten Gleichstrom aufgebaut werden sollten. Um den von seinen Wettbewerbern verfochtenen Wechselstrom zu verteufeln, ließ Edison nicht nur Tiere mit Stromschlägen töten. Der eigentliche Gegner der Todesstrafe patentierte in seinen Laboren auch noch den „Elektrischen Stuhl“ als Hinrichtungsgerät.
Es half nichts, den Streit, der als Stromkrieg in die Geschichte einging, gewannen George Westinghouse und Nikola Tesla. Edison erlangte dank vieler Erfindungen dennoch bis heute Weltruhm. Tesla wurde Jahrzehnte nach seinem Tod zum Namenspatron der Elektroautorevolution, angeführt vom schrillen Pionier Elon Musk. Doch der zwischen Genie und Wahnsinn pendelnde Milliardär ruinierte in nur wenigen Monaten seinen Ruf, seitdem er als Fanboy, Sponsor und dämonischer Ratgeber von Präsident Donald Trump auftritt.
Musks Ausflug in die Politik wirkt wie ein Akt der Selbstzerstörung
Am Ende wirkt Musks Ausflug in die Politik wie ein Akt der Selbstzerstörung. Seine Bilanz als Entbürokratisierer ist desaströs. „Die Vorstellung, dass der reichste Mann der Welt die ärmsten Kinder der Welt tötet, ist nicht schön“, fasste Microsoft-Milliardär Bill Gates das Aus der US-Entwicklungshilfe kurz und treffend zusammen. An der echten Bürokratie der USA hinterließ Musks Kettensäge dagegen keine nennenswerten Kratzer.
Statt versprochener Billionen sparte Musks Einheit „Doge“ offenbar, wenn überhaupt, nicht einmal eine Milliarde ein. Parallel wenden sich Kunden in Massen von seinem Autobauer Tesla ab. Als Musk am Freitag seinen Job im Weißen Haus verließ, wirkte dies wie ein überfälliger Rücktritt. Dabei endete an diesem Tage nur die von vornherein gültige Frist, die ein „Sonderberater“ für die US-Regierung wegen möglicher Interessenskonflikte im Amt sein darf.
Der Juni wird zeigen, ob das neue „Model Y“ Teslas Sinkflug stoppen kann
Ob und wie Musk vom Paten Trump noch profitiert, wird sich langfristig zeigen. Kurzfristig wird dagegen noch in diesem Monat klar, wie hoch der Schaden für Tesla wird. Bislang schob man dort die sinkenden Verkaufszahlen weniger auf Musks Irrungen, sondern auf die Überarbeitung des Elektro-SUVs Model Y. Das E-Auto war einmal der Tesla-Bestseller, der sich in seiner Fahrzeugklasse sogar besser verkaufte als jedes Verbrennermodell. Nun ist die Produktion voll umgestellt und der letzte Monat eines Quartals war immer Hauptauslieferungszeit bei Tesla.
Noch wichtiger für den Autobauer: Im Juni entscheidet sich, ob das Unternehmen in Texas endlich sein seit Jahren angekündigtes vollautonomes Fahren testen darf. Liefert Tesla die Voraussetzungen dafür nicht fristgerecht, wäre dies für Musk die gefährlichste Blamage der vergangenen Monate.
Elon Musk könnte bald längste Zeit reichster Mann der Welt gewesen sein
Lässt der Firmenchef erneut seine Großversprechen unerfüllt, dürften die Börsen die Geduld mit Tesla als höchstbewertetem Automobilkonzern der Welt verlieren. Die Liste der Enttäuschungen ist lang: Das günstige Massenmodell blieb ein leeres Versprechen, den E-Lastwagen Semi gibt es nur in Kleinserie, bei der Batterietechnik kommen die Fortschritte aus China und der futuristische Cybertruck ist auch in den USA ein seltsamer Exot. Schrumpft Tesla auf Normalmaß, dürfte der Aktien-Milliardär Musk längste Zeit reichster Mann der Welt gewesen sein. Aber vielleicht bleibt auch ihm der Ruhm für die Zukunft.
Gescheitert? Kommt noch auf. Er hat Dinge angestoßen für die man bei uns 20 Jahre benötigt. Nicht mehr reichster Mann der Welt? Vom zweitreichsten (Bezos) trennen ihn noch so zwischen 50 und 100 Milliarden US$. Und selbst wenn - verschmerzbar. Übrigens sind Tesla-Aktien, selbst vom höchsten Stand ausgesehen, nicht sein größtes Vermögens-Einzelpaket. Er wird vermutlich gerade noch so über die Runden kommen ... :=)
Was hat er angestoßen, Herr Boeldt? Mittel für die Armen und Kranken in der USA wurden gestrichen, ebenso Mittel für Hungernde und Aidskranke in Afrika. Diesen potentiellen Mörder bewundern Sie. Haben Sie überhaupt ein soziales Gewissen, Herr Boeldt?
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